Analyse | Wo Verstappen in Miami Teamkollege Perez bremsen konnte
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Max Verstappen hat den Großen Preis von Miami von Platz 9 aus gewonnen. Wie hat er es geschafft, Sergio Perez im gleichen RB19 von so weit hinten in der Startaufstellung zu schlagen? In dieser Analyse erfährst du, wo Verstappen seinen Teamkollegen überholen konnte.
Überlegener Verstappen macht einen Fehler
Das ganze Wochenende über war Verstappen überlegen, bis zu einem Moment in Q3. Im ersten Lauf ging für Verstappen im ersten Sektor, in dem er bis dahin so stark war, kurzzeitig etwas schief. Perez machte keinen Fehler und nach einer roten Flagge wegen des Crashs von Charles Leclerc reichte die Zeit des Mexikaners, die langsamer war als Verstappens Q2-Zeit, für die Pole Position. Verstappen musste aufgrund seiner abgebrochenen Runde von P9 aus starten.
Angesichts des Wochenendes war Verstappen sicherlich nicht hoffnungslos, aber wie er von hinten nach vorne fuhr, beeindruckte doch sehr. Die harten Reifen unter Verstappens RB19 brauchten satte drei Runden, um sich einzugewöhnen. Obwohl Verstappen sich auf dem härtesten Reifen in Miami an anderen Autos auf weicherem Gummi vorbeischlängeln musste, fuhr er zwischen Runde vier und Runde 15 (der Runde, in der er Zweiter wurde) nur eine Runde langsamer als Perez.
Wo der Mexikaner also die Anfangsphase des Rennens hätte nutzen können, um davonzufahren, war es der Niederländer, der aufholte. Als Verstappen in Runde 15 den zweiten Platz übernahm, betrug der Rückstand knapp vier Sekunden. Ab dieser Runde begann Verstappen, Runde für Runde auf Perez aufzuholen.
Perez bricht unter dem Druck von Max
Der Rückstand von 3,7 Sekunden schmolz dahin wie Schnee in der Sonne. Obwohl Perez in der freien Luft fahren konnte und Verstappen Fahrer überholen musste, scheint der harte Reifen viel mehr Leben in sich zu haben als Perez' Medium. Runde für Runde holt Verstappen auf, bis Perez in Runde 20 abtaucht. Der Rückstand ist dann auf 1,3 Sekunden gesunken. Nach knapp sechs Runden lag Verstappen bereits 2,4 Sekunden vor Perez. Mit anderen Worten: 0,4 Sekunden pro Runde.
Auf den neuen harten Reifen muss Perez dann Verstappen angreifen und der Mexikaner beginnt energisch. 18,8 Sekunden beträgt der Rückstand, als Perez nach seinem Boxenstopp wieder auf die Strecke geht, und in den folgenden neun Runden ist Perez achtmal schneller als sein Teamkollege. Dann schrumpft der Abstand auf 15,5 Sekunden. Je älter Verstappens Reifen wird, desto mehr sollte Max verlieren, aber das scheint nicht der Fall zu sein.
Während Perez die ganze Zeit unter 1:32 gefahren ist, hat er in Runde 31 plötzlich einen Ausreißer mit einer 1:32,111. Die Runde kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt, denn Verstappen wurde gerade mitgeteilt, dass seine Reifen schön heil geblieben sind und wieder mehr gepusht werden können. Verstappen macht also wieder Boden gut.
Das wird der Knackpunkt des Rennens sein. Auf neueren Reifen der gleichen Farbe verliert Perez Runde für Runde an Boden. Von der kleinen Runde 31 bis zur Runde 44 ist Perez nur noch dreimal schneller als Verstappen. Während Verstappen konstant niedrige 1:31er Zeiten fährt, schwanken die Zeiten von "Checo" stark. In Runde 38 hat er zum Beispiel einen Ausreißer bis zur 1:32,3er-Marke. Zum Vergleich: Verstappen fährt in der gleichen Runde eine 1:31,1.
Überholen auf der Strecke
Dank des beeindruckenden zweiten Teils seines Stints auf harten Reifen hat Verstappen seinen Vorsprung wieder auf 18,3 Sekunden ausgebaut, als er am Ende von Runde 45 zum Wechseln der Medium-Reifen an die Box kommt. Damit hat Perez auf den neuen harten Reifen eine halbe Sekunde auf Verstappen gutgemacht. Nach einem etwas langsamen Stopp von Verstappen landet er hinter Perez auf frischen Mediums und der Niederländer weiß, wie er damit umgehen muss.
Natürlich musste Verstappen seinen Teamkollegen noch auf der Strecke überholen, aber der größte Schlag traf Verstappen in der Mitte des Rennens. Perez war schon am Wochenende von Verstappens Daten geschockt und musste am Sonntag seine Überlegenheit gegenüber dem zweifachen Weltmeister anerkennen. Damit steht der Mexikaner wieder mit beiden Beinen auf dem Boden und muss diesen mentalen Schlag verkraften, bevor er zu einer Strecke fährt, die Max vielleicht noch besser liegt: Imola.